Sonntag, 8. November 2015

Spoilerfreier Regelnazi

Ja ja, ich lebe noch. Und ja, theoretisch lebt auch dieser Blog noch. Ich war nur mal wieder sehr faul. Aber heute bin ich durch einen "Zufall" wieder hierauf aufmerksam geworden. Habe mich an die "gute alte" Zeit erinnert...und dachte, ich könnte ja mal wieder was von mir geben.

Vor ein paar Wochen wurde ich in einer FB-Gruppe mal als "Regelnazi" bezeichnet. Warum? Eine Dame aus dieser Gruppe hat ein paar Bilder eines Spiels gepostet und dort war zu erkennen, dass sie etwas "falsch" gemacht hat. Ein Sticker war falsch bzw unsinnig aufgeklebt. Da ich das gleiche Spiel besitze und in meiner Version eine Errata zu finden war, in der dieser Sticker angesprochen wurde, habe ich - nett wie ich bin - mal gesagt, dass der eigentlich anders aufgeklebt werden sollte.

Als Antwort kam dann ein relativ sinnfreier Kommentar...und als ich versucht hab, meine Ansicht davon zu erläutern, wurde ich kurzerhand als Regelnazi bezeichnet.

Ich mag den Begriff an sich schon nicht besonders. Liegt wohl am 2. Teil ;). Aber im Universum der Brettspieler ist das ein relativ fester Begriff, der eben für Leute benutzt wird, die strikt nach den Regeln spielen und diese auch unter allen Umständen einhalten möchten.

Da kann ich nur sagen: Ja, das tue ich. Schuldig im Sinne der Anklage. Ich verstehe nur nicht, warum dass so abwertend benutzt wird.

Vor einiger Zeit gab es in der gleichen Gruppe eine Diskussion über die Einhaltung von Regeln bei Brettspielen. Dabei haben mehrere "Hardcore-Gamer" erzählt, dass sie es nicht immer so genau nehmen, wenn es um Regeleinzelheiten geht. Man packt ein Spiel aus, baut es auf...und wenn man sich nicht auf Anhieb an alle Regeln erinnert, dann spielt man es eben so, wie man es gerade für richtig hält.

Jetzt könnte ich ganz einfach "Jedem das seine" denken - was ja auch absurderweise wieder zum Regelnazi passt (read a book...). Allerdings finde ich so eine Denkweise echt bescheuert. Wenn ich ein Spiel kaufe und spiele, dann möchte ich es ja auch "richtig" spielen. So, wie der Autor es sich erdacht hat. Ich lauf bei Mensch Ärger Dich Nicht ja auch einfach vom Haus aus nach rechts und nach oben oder lege beim Mau Mau alle Karten auf einmal ab.

Die meisten Spiele (Ausnahmen bestätigen die Regel) durchlaufen eine lange Phase von Testspielen, in denen die Regeln auf ihre Balance getestet werden, damit jeder Spieler die gleichen Chancen auf den Sieg hat. Wenn da jetzt ein Typpes ankommt und wild im System rumfuchtelt, kann das doch gar nicht gut ausgehen.

Also ja, ich spiele nach den Regeln, ich beharre auf Einhaltung der Regeln - Aber wenn ich am Tisch "überstimmt" werde, kann ich mich auch zurückhalten. Gestern so geschehen. Was tut man nicht alles für das Gemeindewohl ;).

In der Überschrift steht auch noch "Spoilerfrei". Das beziehe ich nicht nur auf Brettspiele (was da auch nur bedingt relevant ist, mehr dazu gleich), sondern auch auf Serien, Filme und Bücher. Es hat sich mir als kleiner Junge schon nicht erschlossen, warum ich mir eine Folge Columbo angucken muss, wenn in den ersten 5 Minuten schon gezeigt wird, wer der Täter ist. Meine Oma hat das übrigens ähnlich gesehen und nach der Einführung der Tat dann auch schon wieder um- oder ausgeschaltet :D.

Bei Spielen ist das wie schon gesagt, nicht so wichtig. Der Großteil der Spiele ist so ausgelegt, dass man sie einfach immer wieder spielen kann und es keine "Story" oder so gibt. Das gab es in gewisser Weise schon bei "Die Legenden von Andor", allerdings ist das noch nicht so wichtig gewesen.

Auf der Spielemesse in Essen habe ich mir dieses Jahr aber gleich 2 Spiele gekauft, die linear verlaufen und eine Story haben, die man im Prinzip nur einmal durchspielen kann: Time Stories und Pandemic Legacy.

Time Stories ist in etwa so wie die alten Abenteuerspielbücher. Man bekommt eine Situation oder einen Ort präsentiert und kann selber wählen, wie man weitermacht. Je nach Auswahl wird die Geschichte anders weitergetrieben und das Ende verändert sich eventuell. Dann kann man wieder von vorne starten und mit dem Vorwissen "besser" spielen. Quasi so wie "Und täglich grüßt das Murmeltier".

Pandemic Legacy ist zu Beginn erstmal wie das normale Pandemie. 4 Krankheiten, die Welt geht vor die Hunde - man kennt das. Doch das Spiel entwickelt sich ständig weiter, Städte können permanent "krank" sein, Charaktere können sterben...und es wird von Spiel zu Spiel schwieriger, die Lage zu kontrollieren.

Gerade eben habe ich - mal wieder in dieser FB-Gruppe - gesehen, dass ein Mitglied dort die letzte Karte des Spiels gepostet hat. Gut, was jetzt draufstand war nicht sooo krass spoilernd, aber trotzdem: Doof. Dieses Spiel lebt von der Überraschung, von den unerwarteten Momenten, die einen mitten im Spiel treffen und die Strategie wieder auf den Kopf stellen. Da ist es natürlich doof, wenn man schon etwas vorweggenommen bekommt.

Ich glaube, was ich damit eigentlich sagen möchte: Ich befürchte, ich muss diese Gruppe verlassen ;).

(Und zu wissen, dass ich nicht alleine mit dieser Meinung bin, beruhigt mich sehr!)

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